disgrace
  Reckless
 
Reckless
von Cornelia Funke

1. Steinernes Fleisch
2. Lebendige Schatten
3. Das goldene Garn


1. Steinernes Fleisch

Genre: Fantasy, Jugend
Seitenzahl:
352
Erscheinungsjahr: 2010

Inhalt:

Obwohl Jacob Reckless immer darauf geachtet hat, die Welt hinter dem Spiegel vor seinem Bruder Will geheimzuhalten, ist dieser ihm gefolgt. Doch in dem wunderbaren Reich lauern tödliche Gefahren: Will wird von einem Goyl angegriffen und beginnt, zu Jade zu versteinern. Verzweifelt will Jacob ihn retten, aber nur die Feen haben die Macht, das Steinerne Fleisch aufzuhalten. Gemeinsam mit Clara, Wills großer Liebe, und der Gestaltwandlerin Fuchs macht Jacob sich auf die gefährliche Reise …

Meine Bewertung:



Meine Meinung:
Ehrlich gesagt hätte ich nicht gedacht, dass das Buch von mir mehr als einen Stern bekommt. Es ist mir wahnsinnig schwer gefallen, in die Geschichte hineinzufinden, doch glücklicherweise besserte sich das ab der Hälfte.

Die Story, die der Klappentext versprach, fand ich gleich sehr ansprechend und ich habe mich darauf gefreut von Frau Funke wieder in eine fantastische Welt entführt zu werden wie damals mit der Tintenwelt-Trilogie. Leider war der Einstieg in die Reckless-Trilogie sehr holprig und ich war nach den ersten Kapiteln ziemlich enttäuscht.

Es war, als würde man ein Drehbuch lesen, anstatt eines Buches. Die Kapitel sind sehr kurz gehalten, wie die Szenen in einem Film. Das führt zwar dazu, dass die Geschichte kurzweilig ist und die Handlung schnell voranschreitet, aber von einem Buch erwarte ich einfach MEHR. Mehr Gedanken der Protagonisten, mehr Gefühle, mehr Tiefgang. Das hat anfangs vollkommen gefehlt.

Es wird sehr nüchtern erzählt wie Jacob den Spiegel zur anderen Welt entdeckt und hindurchgeht. Dann ist man schon einige Jahre in der Zukunft, Jacob ist erwachsen und man wird mitten in eine Handlung hineingeworfen und muss sich darin erstmal zurechtfinden. Damit hätte ich vielleicht gar keine Probleme gehabt, wenn es nicht so unpersönlich und emotionslos abgehandelt worden wäre, aber am Anfang konnte ich überhaupt keinen Bezug zur Geschichte und zu den Personen herstellen.

Das hat unter anderem dazu geführt, dass mir die Charaktere und die Geschichte nicht wirklich nahe gegangen sind. Sobald ich das Buch weggelegt hatte, vergaß ich alles. Die Motivation weiterzulesen und zu erfahren, was als nächstes geschieht und wie die Geschichte endet, war überhaupt nicht vorhanden.

Trotzdem ist der Funke irgendwann übergesprungen (Wortspiel - haha^^), nach ungefähr der Hälfte des Buchs war ich drin. Ich weiß nicht, ob es daran lag, dass die Qualität sich verbessert hat oder ob ich mich einfach an den Schreibstil etc. gewöhnt hatte. Jedenfalls konnte ich endlich mitfiebern und fand gefallen an der Story. Auch die Charaktere haben etwas mehr Tiefe bekommen, sodass sie lebendiger und interessanter wurden.

Den Schreibstil von Cornelia Funke finde ich wirklich schön und eigentlich auch flüssig zu lesen. In "Reckless" bin ich hin und wieder über einige Formulierungen und Metaphern gestolpert, die zwar wunderschön klingen, aber meinen Lesefluss doch etwas gehemmt haben, weil es nicht gleich verständlich für mich war. Das ist jetzt allerdings keine negative Kritik. Ich mag es sehr, wenn mit der Sprache so gespielt wird und es klingt einfach toll, finde ich. Hier ein paar Beispiele:

"Will war vorsichtig, wo sein Bruder leichtsinnig, sanft, wo er aufbrausend, ruhig, wo er rastlos war." (S. 12)
"Aus der Gegenwart wurde so schnell Vergangenheit und plötzlich trug die Zukunft fremde Kleider." (S. 108)
"Weder Menschen noch Goyl lebten lange genug, um zu begreifen, dass das Gestern ebenso aus dem Morgen geboren wurde wie das Morgen aus dem Gestern." (S. 135)
"Sie hatte ihre Saat in Will gelegt, wie eine Schlupfwespe im Körper einer Raupe, und starrte Jacob mit goldenen Augen an, seinen Bruder zwischen den Zähnen." (S.167)
"Worte. Nichts weiter. Aber sie machten dunkles Glas aus der Nacht und Jacob sah sein eigenes Gesicht darin." (S. 185)
 

Alles in allem bietet der erste Teil der Reckless-Reihe gute und kurzweilige Unterhaltung, wenn man den schwierigen Einstieg geschafft hat. Ich freue mich auf den zweiten Teil.





2. Lebendige Schatten

Genre: Fantasy, Jugend
Seitenzahl:
416
Erscheinungsjahr: 2012

Inhalt:

Jacob Reckless düstere Abenteuer gehen weiter. Seinen Bruder Will hat er retten können, doch der Preis war hoch. Wird sich die Motte auf seiner Brust, Zeichen des Feenfluchs, lösen und zu ihrer Herrin fliegen, ist Jacob dem Tode geweiht. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt und ein Wettkampf mit dem Goyl Nerron um den einen Schatz. Er kann die Welt auf der anderen Seite des Spiegels ins Verderben stürzen und ist doch Jacobs einzige Rettung. Gemeinsam mit dem Mädchen Fuchs kämpft Jacob nicht nur um sein Leben.

Meine Bewertung:


Meine Meinung:
Der Einstieg in den zweiten Teil der Trilogie ist mir wesentlich leichter gefallen. Das lag wahrscheinlich vor allem daran, dass ich nicht viel Zeit habe vergehen lassen zwischen dem Lesen der beiden Bücher und dass mir die Charaktere und die Welt bereits bekannt waren.

Nachdem Jacob seinen Bruder Will gerettet hat, sind einige Monate vergangen, in denen er vergeblich versucht hat, sich von dem Fluch der Roten Fee zu befreien. Die Zeit läuft ihm davon, denn nach und nach holt sich die Fee ihren Namen zurück und das bedeutet Jacobs Tod.

Ich bin nicht sehr bewandert in der Märchenwelt, deswegen weiß ich nicht, ob die Idee mit der Motte auf Jacobs Brust aus einem Märchen geliehen wurde oder ob es Frau Funkes Fantasie entsprungen ist. Jedenfalls fand ich das Konzept sehr gut und spannend umgesetzt. Dadurch dass die Motte sich nach und nach löst und Jacobs Leben mit sich nimmt, wurde ich immer wieder daran erinnert, dass die Zeit gegen unseren Helden läuft. Die Spannung steigert sich kontinuierlich, denn natürlich gibt es zusätzlich noch einige Hürden zu meistern.

Nachdem alle anderen Versuche fehlgeschlagen sind, setzt Jacob seine Hoffnung auf eine alte Legende: eine Armbrust, die Leben retten kann, wenn sie von einer liebenden Person benutzt wird. Doch auch Nerron, ein Goyl-Bastard, ist auf der Suche nach diesem Schatz, denn die Armbrust kann ebenso als mächtige Waffe benutzt werden.

Somit hätten wir mit Nerron und seinen schrägen Gefährten (Kronprinz Louis, Zwerg Lelou und Wassermann Eaumbre) auch schon die Antagonisten der Story. Nerron hat mir sehr gut gefallen. Er ist vielschichtig, geheimnisvoll, irgendwie sympathisch, aber irgendwie auch nicht. Für mich waren seine Beweggründe jedenfalls nicht aus der Luft gegriffen und es war nicht, wie in vielen anderen (Fantasy-)Geschichten, die Intention "Ich will die Herrschaft über alles, einfach weil ichs kann", sondern doch etwas nachvollziehbarer durch seine Vergangenheit und seinen schwierigen Stand als Bastard.

Wie auch im ersten Teil werden auch hier wieder viele Märchen eingewoben. Wie schon erwähnt, bin ich nicht sehr bewandert in diesem Thema und ich musste erstmal die Geschichte um den Blaubart googlen (naja, man MUSS es nicht, um der Geschichte folgen zu können, aber ich war neugierig). Wieder was dazu gelernt

Wurde im ersten Teil mithilfe magischer Gegenstände noch sehr oft auf den "Deus ex machina" zurückgegriffen, finden wir das im zweiten Teil eher seltener. Gerade zum Schluss wird die Spannung nahezu greifbar und die Hoffnungslosigkeit der Situation hat mich kurz zweifeln lassen, ob und wie das noch ein gutes Ende nehmen kann.

"Lebendige Schatten" hat mir spannende und unterhaltsame Lesestunden beschert und mit der Einführung eines neuen Charakters wurden bereits die Weichen
für den dritten Teil der Reihe gestellt. Ich freue mich schon sehr darauf.





3. Das goldene Garn

Genre: Fantasy, Jugend
Seitenzahl:
480
Erscheinungsjahr: 2015

Inhalt:

Baba Jagas, Kosaken, Spione und ein Zar, der zu Audienzen in Begleitung eines Bären kommt. Diesmal führt die Reise hinter dem Spiegel Fuchs und Jacob weit nach Osten. Auch Will kehrt zurück in die Welt, die ihm eine Haut aus Jade gab - auf der Spur der Dunklen Fee. Aber den Zweck der Reise bestimmt ein anderer: der Erlelf hat den Handel nicht vergessen, den Jacob im Labyrinth des Blaubarts mit ihm geschlossen hat, und er lehrt Jacob und Fuchs mehr über seinesgleichen, als sie je erfahren wollten.


Meine Bewertung:


Meine Meinung:
Der dritte Teil der Reckless-Reihe hat mich leider etwas ratlos zurückgelassen. Was war das denn? Waren die ersten beiden Teile noch sehr spannend und kurzweilig, zog sich die Geschichte im dritten Teil furchtbar in die Länge.

Es fällt mir sogar schwer, den Inhalt zusammenzufassen, da die Handlung irgendwie weder Hand noch Fuß hat (nach meinem Empfinden).
Jacob ist bereits im 2. Teil einen Handel mit dem Erlelfen eingegangen. Nun erfährt er den Preis, den er zahlen muss: sein erstgeborenes Kind wird dem Elfen gehören... Und da verliert die Geschichte um Jacob irgendwie den roten Faden. Denn was ist sein Ziel? Was wird er tun? Nichts. Er beschließt, seine Liebe zu Fuchs zu verleugnen, damit es gar keine Kinder geben wird. Irgendwie passte das für mich nicht zu seinem Charakter. Er ist ein Abenteurer, er gibt nicht so schnell auf, er hat schon so viel durchgemacht, warum sollte er diese Gegebenheit einfach so hinnehmen, ohne eine Lösung zu suchen?

Stattdessen reist er in der Spiegelwelt umher, bis er erfährt, dass sein Bruder Will sich ebenfalls wieder dort befindet. Daraufhin macht er sich auf die Suche nach ihm. Es gibt natürlich wieder einige Hindernisse zu überwinden, was etwas Spannung erzeugt, aber es wirkt alles so wirr und unbestimmt.

Wills Geschichte war da schon etwas konkreter. Er erhält vom Erlelfen einen Auftrag. Leider zieht sich auch seine Storyline sehr in die Länge. Er und Nerron wandern durch die Gegend... und wandern und wandern...

Das ganze Buch ist eine einzige Reise. Aber keine spannende, erhellende oder sonstwie interessante Reise, sondern eine recht langatmige und ziellose Reise. Jacob und die Dunkle Fee laufen vor der Liebe davon. Will jagt seiner Jadehaut hinterher. Nerron folgt Will. Fuchs folgt Jacob - oder doch eher dem Barsoi, der plötzlich auftaucht und ihr den Hof macht?

Da wären wir schon beim nächsten Thema: die Dreiecksbeziehung. Normalerweise stört mich das nicht, obwohl es in der mordernen Literatur schon ein sehr verbrauchtes Thema ist. Aber hier kam es irgendwie so gestellt und erzwungen daher. Natürlich spricht es den Leser auf der Gefühlsebene an (ich konnte Jacobs Eifersucht förmlich spüren) und ohne dieses Element wäre das Buch wahrscheinlich NOCH langweiliger gewesen, aber so richtig gefallen hat es mir trotzdem nicht.

Zudem ist das Ende hier ungewohnt offen. Die ersten beiden Teile waren (mehr oder weniger) in sich abgeschlossen und haben nur eine kleine Vorahnung gegeben, wie es weitergehen wird. Aber hier ist das Ende irgendwie gar kein richtiges Ende. Es hört mitten im Geschehen auf und ließ mich sehr unbefriedigt zurück. Gerade da das komplette Buch furchtbar langatmig war, hatte ich auf ein fulminantes Ende gehofft, das mich für die zähen Lesestunden entschädigt. Leider wurde ich einfach im Regen stehen gelassen - verwirrt, frustriert, unzufrieden.

Alles in allem fand ich "Das goldene Garn" eher enttäuschend. Der Schreibstil ist wie immer gut, aber die Geschichte dümpelt vor sich hin, es gibt kein konrektes Ziel und das Ende ist kein richtiges Ende. Ein sehr schwaches Buch.


P.S. Um der Rezension nicht einen gänzlich negativen Ton zu geben, gibt es hier noch ein Zitat.

"Molotov erklärte, dass das Buch, wenn man so leichtsinnig war, es aufzuschlagen, die Gabe verlieh, Dinge und Figuren aus jedem Buch der Welt herauszulesen."
Es gefällt mir, wenn subtile Hinweise auf andere Werke auftauchen
 
  © disgrace  
 
Diese Webseite wurde kostenlos mit Homepage-Baukasten.de erstellt. Willst du auch eine eigene Webseite?
Gratis anmelden